Freitag, 31. Mai 2013

Ylltxepro / An der Feuerstelle

Sunu oer fwa ultxa si Kee'lanee nìmun. Slä... pesengit tok Winataronil?
(Ich freue mich, Kee'lanee wiederzusehen.. Aber wo steckt Winataron?)

Eine freundliche Stimme erreicht meine Ohren und, noch bevor ich meine Augen aufschlage und realisiere, wer vor mir sitzt, gilt mein erster Gedanke meinem muntxatan (Ehemann) Winataron. Doch es ist Kee'lanee, die mir freundlich gegenüber sitzt. Nach einer sehr herzlichen Begrüßung berichtet sie von ihrer Reise zu einer sehr alten Tsahìk (spirituellen Clanfüherin) und erzählt, dass sie einige Tage länger bei ihr verbracht hat, da es ihr sehr schlecht ging. Kee hat Tsìlpey auf dem Arm und ich bemerke, dass unsere kleine Jägerin wieder ein kleines Stückchen gewachsen ist. 

Donnerstag, 30. Mai 2013

Mesuteyä ttìpämgkxo / Unterhaltung zweier Frauen

Nìm'wey sì oe ultxa si ylltxepro.
(Nìmwey und ich treffen uns an der Feuerstelle.)

Hunger lässt mich sehr früh erwachen. Mein Magen knurrt etwas und Durst habe ich auch, großen Durst. Dabei fällt mir auf, dass ich in den letzten Tagen überhaupt sehr viel trinke, mehr als für gewöhnlich. Und mir fällt noch etwas auf: Ich trinke Tee lieber als Saft oder Wasser. So gehe ich zur Feuerstelle, mache mir einen Becher Tee und esse einige Beeren, die noch von gestern übrig sind. Es ist ein etwas diesiger Morgen und meine Augen haben Mühe, die Iknimaya Felsen (schwebende Felsen) zu erkennen. Sie liegen in dichten Wolken, die von der Morgensonne in organgefarbenes Licht getaucht werden.

Ich beschließe, ein wenig im Fluss zu schwimmen und setze mich dann auf einen Felsen, von dem aus ich zu unserem großen Wasserfall hinüber sehen kann. Dann erkenne ich, als ich in den Himmel hinauf schaue, einen Ikran (Banshee), der durch die Wolken in unser Tal hinunter geflogen kommt. Zuerst vermute ich Ya'rrì (Kxìryas Ikran), als ich aber eine Gestalt darauf sitzen sehe und genauer hinschaue, glaube ich Nìm'wey, unsere neue Heilerin identifizieren zu können.

Genau sie ist es dann auch, die mit ihrem fliegenden Begleiter nahe unseres Lagers landet und sich dann von ihm verabschiedet. Ich springe ins Wasser, schwimme zu ihr hinüber und wir begrüßen uns. Sie fragt mich sogleich, wie es mit meinen Verletzungen aussieht, aber ich kann sie beruhigen. Schmerzen habe ich keine mehr und langsam, aber sicher, heilen die Wunden wieder.

Nìm'wey ist erfreut über diese Nachricht und lädt mich ein, mich mit ihr ans Feuer zu setzen. An dieser Geste glaube ich erkennen zu können, dass sie sich bei uns schon fast zu Hause zu fühlen scheint. Ich biete ihr dann an, dass ich für uns beide noch Tee koche,  dann sitzen wir gemeinsam am Feuer und unterhalten uns.

Es ist ein typisches Frauengespräch. Nìm'wey zeigt mir ein Kleidungsstück, das sie anlässlich des bevorstehenden Festes, das wir feiern wollen, anfertigt. Ein sehr schönes und feierliches Gewand, wie ich finde. Ich lobe sie für ihre Fingerfertigkeit, die man auch an dieser Arbeit wieder einmal sehr schön sehen kann.

Wir reden über dies und jenes und ist ein völlig ungezwungenes Gespräch zwischen uns. Daher frage ich sie irgendwann, wie es denn bei ihr mit einem Mann aussieht. "Du bist jung, sehr hübsch und eine gute Heilerin.", bemerke ich. Doch offenbar gibt es noch niemanden, für den ihr Herz mehr schlägt, als für andere. Aber Eywa, so weiß ich, wird schon wissen, was sie tut und wenn die große Mutter es für richtig hält, dann wird sie Nìm'wey auch jemanden schicken.

Wie wir so reden, taucht plötzlich der kleine Syaksyuk (Affe) bei uns auf, den Txu entdeckt hatte. Frech sitzt er auf unserem Gestell, an dem wir unsere Felle aufhängen und bearbeiten. Er schaut eine Weile lang zu uns herüber und ich nehme ein paar von den Beeren, die er zu mögen scheint und lege sie direkt vor Nìm'wey und mir auf den Boden. Aber er zögert. Vermutlich hat er Angst vor dem neuen Gesicht.

Dann traut er sich aber doch und springt glucksend auf unsere Trommel. Als es einen dumpfen, leisen Trommelschlag gibt, ist er zunächst etwas verdutzt, fängt aber dann an, auf und ab zu hüpfen, sodass es den Anschein hat, er wolle uns etwas vortrommeln. Es scheint ihm Spaß zu machen. nach einer Weile bemerkt er dann, dass Nìm'wey und auch ich von seinen Beeren essen. Plötzlich ist er dann ganz nahe bei uns beiden und er grabscht Nìm'wey sogar frech eine Beere aus ihren Fingern. Wir müssen beide unweigerlich lachen und, wohl dadurch aufgeschreckt, macht sich der Syaksyuk (Affe) dann in Richtung Wald aus dem Staub.

Ich erkläre Nìm'wey, dass Txu ihn entdeckt hat und dass er uns hin und wieder schon einmal besucht. Es scheint ihr zu gefallen. Dann aber spüre ich wieder diese zaghaften Bewegungen in mir. Es ist ein so tolles Gefühl, zu spüren, wie sich mein Kind bewegt. Nìm'wey bemerkt wohl meine glänzenden Augen und fragt mich dann, ob sie bei der Geburt mit dabei sein könne. Ich erkläre ihr, dass ich Kee'lanee, die Tsahìk (spirituelle Clanführerin) ausgewählt habe, mein Kind auf die Welt zu holen, da sie seit so langer Zeit schon meine beste Freundin ist. Aber ich biete Nìm'wey an, dass sie als Heilerin natürlich gern anwesend sein und auch mithelfen dürfe.

"Ich mag Kinder sehr gerne.", versichert sie mir und ihr aufrichtiger Ausdruck verrät mir, dass sie jedes Wort auch so meint, wie sie es sagt. Aber ich vermute dann mit einem Lächeln: "Also wenn es bald so weit ist, dann wird es hier sehr laut und hektisch werden." Denn wenn mein Kind erst einmal etwas größer ist, dann wird Tsìlpey wohl froh sein, einen Spielkameraden zu haben. Dementsprechend werden nicht nur Kee und ich, sondern auch alle anderen wohl oft mit auf die Kleinen achten müssen. Nìm'wey aber scheint dies überhaupt nicht zu beunruhigen...

Nach und nach werden wir beide etwas müde und, als sie sich am Feuer etwas lang macht, schlage ich ihr einfach vor, dass wir beide heute hier unten schlafen können, wenn sie es mag. So rolle ich mich auf einem Fell zusammen, nachdem ich noch genügend Holz aus das Feuer gelegt habe, und Nìm'wey auf einem anderen. 

Der Himmel ist, obwohl es nun bereits Nacht geworden ist, viel klarer als heute Morgen noch und man kann die Sterne und den großen Planeten deutlich sehen. Ich spreche leise ein kleines Gebet zu Eywa, dass sie unseren Clan und als ich dameit ende, fühge ich ganz leise, nur für mich alleine hinzu: "Wina, ich liebe Dich!"...

Dienstag, 28. Mai 2013

Tsam sawtutewä / Krieg gegen die Himmelsmenschen

Frasmukan sì frasmuke 'efu meyp slä ayyora'tu ayoe lu!
(Alle Brüder und Schwestern fühlen sich schwach, doch wir sind die Sieger.)

Ma Eywa, war das eine Nacht. Winataron und ich wurden, nachdem der Kampf gegen die sawtute (Himmelsmenschen) von den Rey'engya gewonnen wurde, von Sey zur Nachtwache abgestellt. Offenbar befürchtete Sey, dass sich vielleicht doch noch irgendwo sawtute (Himmelsmenschen) versteckt haben, um uns dann im Schlaf zu überraschen. Aber es war alles ruhig.

Kxll sawtuteyä / Angriff der Himmelsmenschen

Sawtuteyä tawsìp atsawl pähem ulte Rey'engya wem.
(Das Himmelsschiff der Menschen trifft ein und die Rey'engya kämpfen.)

Schon sehr früh bemerke ich, dass jemand auf den Beinen ist und schaue mich, noch etwas verschlafen um. Es ist Nìm'wey, unser Gast. Da ich heute zum Baum der Seelen gehen möchte, um Eywa um Hilfe und Beistand im Kampf gegen das Drachenschiff der sawtute (Himmelsmenschen)  zu bitten, dass heute allen Vorhersagen Dallans folgend eintreffen müsste, lege ich mein weißes Heilergewand an. Schließlich ist es, auch wenn es um einen Kampf, also eine an sich schlechte Sache geht,  etwas besonders. Doch es soll ganz anders kommen, wie ich schon bald feststellen werde.

Montag, 27. Mai 2013

Tsmuke amip / Eine neue Schwester

Mipa tsmuke alu Nìm'wey pate ne tsong ayoeyä. Po new livu Rey'engyayä hapxì.
(Eine neue Schwester namens Nìm'wey kommt in unser Tal. Sie möchte Teil der Rey'engya werden.)


Alles ist schon auf den Beinen, als ich erwache und so schließe ich mich nach nur einem knappen, aber sehr erfrischenden Frühstück den anderen an. Die Vorbereitungen, damit die saronyu (Jäger) und samsìyu (Krieger)  gegen die sawtute (Himmelsmenschen) in den Kampf ziehen können, laufen auf vollen Touren. Hier werden Waffen kontrolliert und, falls nötig, repariert, dort werden Farben für die Kriegsbemalung aus Pflanzenextrakten gekocht und gemischt und da werden Heilmittel und Verbände bereit gelegt, die im Falle eines Falles benötigt werden. Der ganze Clan ist beschäftigt und jeder hilft den Anderen, sobald er etwas freie Zeit hat. Die Arbeit geht nahezu Hand in Hand.

Samstag, 25. Mai 2013

Tìhawl - Ayoe wayem / Der Plan - Wir werden kämpfen

Atxkxerì ayoeyä zayong tsar ayoe sawtutewä!
(Wir werden unser Land gegen die Himmelsmenschen verteidigen!)

Fast zur selben Zeit treffen Kee, die ihre Tochter auf dem Arm trägt, und ich an unserer Feuerstelle zusammen. Es war eine ruhige Nacht, ich bin sehr ausgeruht und beantworte Kees diesbezügliche Frage dementsprechend. Mit dabei habe ich ein kleines pa'li (Schreckenspferd), das ich schon vor längerer Zeit aus Holz geschnitzt hatte. Eigentlich sollte Kee es zu Tsìlpeys Geburt bekommen, aber ich hatte es einfach nicht rechtzeitig fertig bekommen. Tsìlpey begrüßt mich ebenfalls und so muss ich ihr für einige Augenblicke meine volle Aufmerksamkeit schenken. Sie kommt auf mich zu getappselt, winkt mit beiden Armen und ruft glucksend: "ìryaa... ìryaa..."  Ich begrüße unsere kleine tsamsiìyu (Kriegerin) lieb und arbeite dann kurz an dem Spielzeug weiter.

Freitag, 24. Mai 2013

Ayupxare afe' / Schlechte Nachrichten

Nìngay 'ayeko sawtutel ayoeti? Txopu oer lu!
(Werden die Himmelsmenschen uns wirklich angreifen? Ich habe Angst!)

Wina und ich werden, wir sind immer noch miteinander verbunden, heute gemeinsam unter den Stimmenbäumen wach. Es ist einfach nur toll, wenn er mich in seine Arme schließt, mich mit einem sehr tiefen, brummenden aber auch leisen: "Rewon lefpom ma oeyä muntxate ayawne." ("Guten Morgen, meine geliebte Ehefrau.") begrüßt. Auf meinem Rücken prickelt es ein wenig von oben nach unten, was ich ihm gegenüber auch gar nicht versuche zu verheimlichen. Er lächelt mich nur an wohl wissend, dass er mich mit seiner tiefen Stimme immer wieder aufs Neue fasziniert. Ich liebe ihn einfach nur und danke Eywa, dass es ihn gibt...

Tsmìmä tìfwew / Spurensuche

Nume nì'awtu oe...  fwew nì'awtu... oe lu nì'awtu... Tsalsungay 'efu oe nìtram.
(Ich lerne alleine... ich suche alleine... ich bin alleine... Trotzdem ich bin glücklich.)

Seit unser Clan wieder vollständig ist, komme ich auch wieder öfters zum Lager zurück. Was soll ich auch ganz alleine am Feuer? Sicher, ich kümmere mich darum, dass es nicht verlöscht, denn das Feuer eines Clans steht auch als Symbol für ihn und ein erloschenes Feuer... Sowas darf bei den Rey'engya niemals passieren und ich weiß, das wird es auch nicht so bald. Alleine schon deshalb komme ich regelmäßig von meinen Erkundungen zurück, um dies sicher zu stellen...

Donnerstag, 23. Mai 2013

Winataronil 'awsiteng oehu payioangit 'em / Winataron kocht mit mir zusammen einen Fisch

Txon lefpom moer lu mì na'ring.
(Wir beide haben eine sehr friedliche Nacht im Wald.)

Kaum, dass ich meine Augen aufschlage, schießt mir ein Gedanke durch den Kopf: Hunger!  Ich habe unglaublichen Hunger und ich will Fisch!  Bevor ich jedoch aufstehen kann. muss ich mich ein wenig aus den mich umschlkingenden Armen meines muntxatan (Ehemannes) befreien. Ich laufe nach unten, schnappe mir einen der Fischerspeere und ein Netz und suche mir am nahen Flussufer eine Stelle, an der ich eine gute Sicht bis auf den Grund habe. Mit leicht angehobener Waffe harre ich dann nahezu regubgslos aus und beobachte die Fische, die mir immer wieder sehr nahe kommen oder manchmal auch direkt um meine Beine herum schwimmen. Doch ich warte ab. Mein Ziel ist es, einen möglichst großen Fisch zu fangen, damit wir alle davon essen können. Doch Eywa lässt mich heute, so scheint es, eine lange Lektion in Geduld üben.

Mittwoch, 22. Mai 2013

Kaym a'awve olo'hu / Der serste Abend mit dem Clan

Sunu oer nìtxan fwa tsun tsive'a soaia ayoeyä nì'i'a ylltxepro.
(Es ist sehr schön, endlich wieder unsere Familie an der Feuerstelle sehen zu können.)

Sehr ausgeruht und fröhlich gehe ich, in der Hoffnung Kee'lanee zu treffen, nach unten. Doch ich stelle fest, dass ich wohl heute einmal die Erste bin. Da ich mich ein klein wenig schwindelig fühle, esse ich eine Frucht, die mir dieses Gefühl recht schnell nimmt. So setze ich mich fröhlich an die Trommel und beginne leise einen Rhythmus zu spielen. Nach einer Weile fällt mir sogar eine passende Melodie dazu ein, die ich dann zu meinem Trommelspiel summe. Ich bemerke gar nicht, als Kee'lanee mit Tsìlpey dann auch aufgewacht sind und aus unserer Höhle kommen.

Dienstag, 21. Mai 2013

Pxoe holum ta tìsop / Wir drei sind von der Reise zurückgekehrt

'efu nìtram nìtxan fwa tse'a nìmun 'eylan oeyä alu Kee'lanee
(Ich bin sehr glücklich, meine Freundin Kee'lanee wiederzusehen.)

Mit jedem Schlag seiner mächtigen Schwingen spüre ich Ya'rrìs (Kxìryas Ikran) Erschöpfung ein wenig mehr. Aber kann ich es ihm verübeln? Er hat einfach großartiges geleistet, denn ist fast den ganzen Rückweg in einem durch geflogen. Nur zum Schlafen haben wir einige, allerdings eher kurze Pausen eingelegt. Auch die Ikrane (Banshees) von Winataron und Sey haben Großes vollbracht, denn es gehört schon etwas dazu, eine solch weite Strecke in so wenigen Tagen zurückzulegen. Doch nun ist es geschafft und wir sind endlich wieder in unserem Tal gelandet.

Müde, aber sehr zufrieden, legen wir uns in unsere Cocons. Wir wollen einfach nur noch schlafen. Ich bin wirklich froh darüber, dass Sey Winataron erlaubt hatte, mit uns zu fliegen. Er ahnt vermutlich gar nicht, was er mir damit für einen großen Gefallen getan hat. Ich hoffe nur, dass ich Seys Familie, insbesondere aber seiner wirklich netten sa'nok (Mutter) nicht mit meinen Stimmungsschwankungen verärgert oder gar beleidigt habe. Das würde ich mir niemals verzeihen.

Freitag, 17. Mai 2013

Sinne in weiter Ferne.

Es ist schon eine ganze Weile her seit mein Liebster Sey, meine Freundin Kxìrya und ihr Mann Winataron aufgebrochen sind. Tsilpey und ich verbringen viel Zeit am Baum der Seelen. Es ist ruhig, ab und an kommt der kleine Waldgeist ans Feuer und holt sich frische Fruchtstücke ab. Tsilpey und er sind inzwischen Freunde geworden. Sie tollen zusammen herum, stopfen sich das Essen gegenseitig in den Mund und quieken um die Wette. Es ist wirklich toll den beiden zu zu sehen.

Freitag, 10. Mai 2013

Tìsop apxa / Eine große Reise

'efu keftxo nìtxan oe fwa humftu Kee'lanee sì Tsìlpey.
Eywal mefot hiveyawnu vaykrr tayätxaw pxoe.
(Ich bin sehr traurig, Kee'lanee und Tsìlpey zu verlassen.  Möge Eywa die beiden beschützen, bis wir drei zurückkehren)

Es ist das erste Mal, dass ich durch Bilder, Gedanken und Gefühle aufgeweckt werde, die mir Geborgenheit, Halt und Zuversicht geben und das in einer Intensität, die ich in dieser Form bisher noch nie erlebt habe. Ich öffne meine Augen und bemerke, dass ich mich im Schlaf so gedreht habe, dass ich fast vollständig und eng an ihn gepresst auf Winataron liege. Unsere Zöpfe sind noch immer miteinander verbunden und ich lausche noch viele Augenblicke seinen Gedanken und Gefühlen, die mir verraten, wie sehr er sich auf das freut, was vielleicht bald vor uns liegen mag. Doch wie ich so in ihn hinein horche, überkommen mich Zweifel. Ist es richtig, was ich da mache?  Ich fühle mich etwas respektlos ihm gegenüber, ihn im Schlaf so zu belauschen.

Mittwoch, 8. Mai 2013

Kxawm oer layu prrnen / Vielleicht bekomme ich ein Baby

Prrnenìri tìpänkxo muntxatanhu oeyä vitrautraläo. 
(Gespräch mit meinem Ehemann über ein Baby uter dem Baum der Seelen.)

Angenheme Geräusche dringen in meine Ohren, als ich erwache. Ich höre, wie der laue Wind mit den Blättern der Bäume spielt und nehme mannigfaltiges Vogelsingen wahr. Trotz meiner sehr schwankenden Gefühle in den letzten Tagen freue ich mich sehr auf den heutigen Tag, der ein sehr schöner Tag zu werden verspricht, wenn ich den noch blassen Sonnenstrahlen glaube, die durch einige der Öffnungen in unsere Höhle dringen.

Dienstag, 7. Mai 2013

Fekem ahek / Kurioser Unfall

Eltu lefngapil Dallanä a tsun tswivayon Ikranit 'eko.
(Dallans fliegender Computer greift einen Ikran an)

Seys Reise zu seinem alten Clan und zu seiner sa'nok (Mutter) steht bevor, zu der ich ihn begleiten darf. Dies ist mein erster Gedanke, als ich eben erwache. Da einige von uns noch in tiefen Schlaf versunken sind, während andere schon unterwegs zu sein scheinen, nehme ich mir vor, einige Dinge vorzubereiten. Ich werde auf alle Fälle ein Geschenk für Seys sa'nu (Mama) mitnehmen, das habe ich mir fest in den Kopf gesetzt. Außerdem möchte ich zumindest einige der wichtigsten Heilmittel dabei haben, denn man weiß ja nie...

Sonntag, 5. Mai 2013

Oeri kempe leren? / Was geschieht mit mir?

Krro krro 'efu nìtram oe ulte krro krro oe 'efu keftxo. Slä... pelun?
(Manchmal fühle ich mich glücklich, manchmal fühle ich mich traurig. Aber... warum?)

Irgendetwas geht mit mir vor, aber was?  Ich will es herausfinden, aber wie?  Mein erster Gedanke, als ich gerade erwache, gilt meinem muntxatan (Ehemann) Winataron, dem meine ganze Liebe gehört. Ich bin ein wenig froh darüber, dass ich heute niemanden vor unserer Höhle treffe, so kann ich ganz alleine und ungestört über einige Dinge nachdenken. Nach einem recht spärlichen Frühstück laufe ich bis nahe an den Waldrand, kehre aber dann wieder um. Ich denke, dass der beste Platz zum Nachdenken der Felsen ist, der in unserem Fluss steht und von dem man einen herrlichen Blick auf den großen Wasserfall hat.

Donnerstag, 2. Mai 2013

Seyli sì oel ultxarun Nantangit mì na'rìng ulte txpou si oe nìtxan.
(Sey und ich treffen im Wald auf einen Nantang und ich fürchte mich sehr.)

Nachdem ich mich an diesem zwar etwas kühlen, aber ansonsten dennoch sonnigen Morgen an unsere Feuerstelle begebe, bemerke ich, dass die Glut über Nacht fast vollständig ausgebrannt ist. Wir hatten wohl vergessen, bevor wir uns schlafen legten, noch einige Holzscheidte nachzulegen. So stochere ich mit einem Stab in der Asche herum, um vielleicht doch noch ein kleines Stück Glut zu finden, mit der ich das Feuer wieder entfachen kann. Nach einiger Zeit gelingt es mir jedoch, das Feuer wieder in Gang zu setzen, doch meine Freude währt nicht sehr lange.

Muntxatan oeyä 'em / Mein Mann kocht

Uvanìri oeyä oe peng muntxatanur oeyä
(Ich erzähle meinem Mann von einem Traum)

Als ich erwache, bin ich alleine in unserer Höhle und so gehe ich nach unten um zu schauen, ob und was ich machen kann. Da fast alle fa'li (Schreckenspferde) fort sind, nehme ich an, dass der Clan unterwegs ist. Vielleicht erkunden oder suchen sie etwas?  Mir fällt ein, dass ich in der Nähe unserer Höhle einige Blumen gesehen hatte, denen man eine ganz besondere Fähigkeit nachsagt. Es wird berichtet, dass ihr lieblicher Duft anziehend auf Männer wirken soll und dass diese Art von Blumen häufig von älteren Mädchen und Frauen dazu benutzt wird, um sie für die Jäger und Krieger anziehender wirken zu lassen.