Montag, 16. September 2013

Tsmukan Ne'weyyä / Ne'weys Bruder

Ne'wey sìlpey tsnì tsìyevun ultxa sivi tsmukanhu sneyä.
(Ne'wey hofft sehr, ihn einmal wiedersehen zu können.)

Schon als ich eben aufwache, kommt mir der Gedanke, einen neuen Kopfschmuck für Ne'wey zu machen. Meine kleine Jägerin hatte ihr den schönes Stirnring ja kaputt gemacht und so sehe ich es, wenn auch nicht als meine Pflicht, wohl aber als freundliche Geste Ne'wey gegenüber an, ihr ein neues Schmuckstück anzufertigen. Sie hatte es zwar zuerst mit den Worten: "Es ist nicht so schlimm, ma Kxìrya. Kinder machen auch mal etwas kaputt und die Kleine ist nun einmal neugierig und entdeckt jeden Tag neue Dinge." abgelehnt, hatte dann aber doch meinem Wunsch nachgegeben. So nehme ich  einige Dinge, die mir hierfür nützlich erscheinen, gehe nach draußen zu unserem Feuer und stelle meinen kleinen Stern in ihrem Korb neben mir ab.

Sonntag, 15. September 2013

Sä'eoio ahì'i /Eine kleine Zeremonie

Hì'ia sä'eoio, taluna Ne'weyur tìflä lamu tengkrr peyä taron a'awve.
(Eine kleine Zeremonie, weil Ne'wey während ihrer ersten Jagd Erfolg hatte.)

Sonst ist sie ja meist die erste, doch heute wache ich einmal vor Maytame, meinem Sternchen auf. Sie schläft noch fest und nur ihr kleiner Schweif bewegt sich etwas um sie herum. Ich beobachte sie eine ganze Weile, bis sie dann ihre Augen aufschlägt und mir direkt in meine Augen schaut. Sie strahlt mich an und kaut währenddessen etwas auf ihren Fingern herum. Wenn sie mich so ansieht, beginnt mein Herz jedesmal zu schlagen. Wieder einmal erinnern mich ihre dunklen Augen an meinen muntxatan (Ehemann), den ich sehr vermisse und nach dem ich bald, sollte ich kein Zeichen über seinen Verbleib bekommen, ebenfalls suchen werde. Doch dies muss noch etwas warten, denn dann nehme ich meine Tochter mit auf die Reise.

Freitag, 13. September 2013

Mehey amip / Zwei neue Gesichter

Tsmuke amip  a lu Mei ulte mipa tsmukan alu Tsaro.
(Eine neue Schwester Namens Mei und ein neuer Bruder, genannt Tsaro.)


Mein erster Gedanke, als ich von Maytame, die mich mit ihrem Schweif am Bauch kitzelt, aufgeweckt werde, gilt dem gestrigen Ereignis. Nur selten habe ich eine solch große und zugleich wunderschöne  Zusammenkunft erleben dürfen wie an diesem Tag. Auch wenn der Anlass eigentlich eher traurig und ergreifend war, hat es doch wieder einmal gezeigt, dass die Rey'engya ein starker Clan sind, dem  Zusammenhalt eine wichtige Rolle spielt. Noch ein wenig müde bleibe ich liegen, während ich meine Kleine füttere. Ich genieße ihre Nähe und danke Eywa zugleich dafür, dass wir beide wieder gemeinsam einen neuen Tag mit den anderen des Clans zusammen erleben dürfen. Von irgendwoher höre ich Geräusche, doch es sind keine vertrauten Stimmen, sondern es sind Geräusche, die von irgendwo her aus den Bäumen hinab bis zu mir herunter dringen.

Set Ari'lana Eywaro / Jetzt ist Ari'lana bei Eywa

Zamunge txokxit Ari'lanayä oel nehelku. 'efu keftxo nìtxan.
(.Ich bringe Ari'lanas Körper nach Hause. Ich bin sehr traurig.)

Alle schlafen noch, als ich aufwache. Der neue Tag ist noch nicht ganz angebrochen. Maytame liegt, ebenfalls noch in tiefem Schlaf, eng an mich gekuschelt. Ich trage sie zu Ne'weys Lager, lege sie sehr vorsichtig in ihre Arme und küsse sie zum Abschied sanft auf die Stirn. Ne'wey lächelt mir nur kurz zu. Sie weiß, welch schweren und möglicherweise auch langen Weg ich vor mir haben werde. Ich lege ihr schnell noch einige Sachen für die Kleine neben ihren Schlafplatz, die sie vielleicht brauchen wird, darunter natürlich auch Maytames Rassel, mit der sie so gerne spielt. Ich werde sie sehr vermissen, doch diese Reise... Es muss seinfach sein...


Mittwoch, 11. September 2013

Ayoel frrfen Eywati / Wir besuchen Eywa

Soaiari senyä Ne'weyur lu pxaya sìpawm slä txopu si po.
(Ne'wey hat viele Fragen, die ihre Familie betreffen, aber sie hat Angst.)


Schon früh weckt mich mein kleines, dafür aber umso hungrigeres Mädchen und ich beschließe, mit ihr zum See zu gehen. Dort suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen und während sie an meiner Brust liegt, stille ich mit einigen Früchten meinen Hunger. Maytame (Kxìryas Tochter)  scheint heute sehr aufgeweckt zu sein, denn ihre Augen stehen nicht still, versuchen alles in der näheren Umgebung einzufangen und ich erkenne an ihrer Körpersprache deutlich, dass sie sehr fröhlich ist. Ihr Quieken und Glucksen verstärken diesen Eindruck noch. Daher überlege ich, ob ich es wagen soll, sie einmal mit Ya'rrì, meinem Ikran, bekannt zu machen. Irgendwann, so sage ich mir, muss er sich an sie gewöhnen und sie sich an ihn. 

Sonntag, 8. September 2013

Plltxe nì'it nì'aw / Nur etwas reden

'efu meyp oe ulte fra'ul veykrr`n oet . 
(Ich fühle mich schwach und  mir ist alles zu viel.)

Schon als ich aufwache, spüre ich ein Gefühl von Gleichgültigkeit in mir. Nein, es ist nicht Gleichgültigkeit alleine. Ich empfinde auch ein Gefühl von Hass und Wut, das ich aber nicht genau zu beschreiben vermag. Jedenfalls bin ich froh, als Maytame (Kxìryas Tochter) satt ist und müde wird, sodass ich sie hinlegen kann. Auch wenn ich sie über alles liebe, muss ich heute einfach mal etwas Zeit für mich alleine haben. Ich muss über einige Dinge nachdenken. Dinge, die mich betreffen, meine Familie und vielleicht letztlich auch den ganzen Clan.

Samstag, 7. September 2013

Tolätxaw ulte hum / Zurückkehren und verlassen

Mipa tsmuke ayoer alu Ne'wey tolätxaw nìmun ulte Ari'lanali hum ayoet. 
(Unsere neue Schwester Ne'wey kehrt zurück und Ari'lana verlässt uns.)

Immer mehr fasziniert es mich mitanzusehen, zu erleben und zu spüren,  wie Mayame (Kxìryas Tochter) von Tag zu Tag größer wird und dazu lernt. Ich beschäftige mich sehr viel mit ihr und, auch wenn sie es vielleicht noch nicht versteht, erzähle ich ihr beinahe täglich irgendetwas. Manchmal erzähle ich ihr von mir, von ihrem sempul (Vater), von dem Clan oder auch von den sawtute (Himmelsmenschen), wie zum Beispiel heute.