Montag, 31. März 2014

Oe kä Eywane / Ich gehe zu Eywa

Yune oel aymorkit ta sa'nok anawm fwa tsun ralpiceng ayaungiat kxawm.
(Ich lausche den Stimmen der großen Mutter, um viellicht die Zeichen deuten zu können.)

Es lässt mich einfach nicht zur Ruhe kommen. Immer wieder denke ich über diese neuen sawtute (Himmelsmenschen), den Clan und das nach, was noch alles vor uns liegen mag. Es ist tiefe Nacht. In unserer Höhle ist es still und nur das Atmen der Schlafenden um mich herum ist zu hören. Das Jammern und Heulen einiger Nantangs (Natterwölfe) dringt von weit draußen aus dem Wald zu uns herein. Sie sind auf der Jagd. Maytame scheint ein wenig unruhig zu sein, denn ich höre ganz leise ein Knurren von ihr. So befreie ich mich sehr vorsichtig, um sie nicht zu wecken, aus Sey'syus liebevoller Umarmung, um dann zu unserer Feuerstelle zu schleichen. Ich werde zum vitra utral (Baum der Seelen) gehen, doch zuvor lege ich noch etwas Holz auf das Feuer, nehme dann meinen Bogen und den Köcher. Dann marschiere ich los, werfe aber, als ich unter unserem Torbogen stehe, nochmal einen Blick zurück ins Lager.

Donnerstag, 27. März 2014

Srake eylan fu kutu / Freunde oder Feinde?

Pxaya u längamen ulte pxaya u längayen.
(Viele Dinge sind leider geschehen und werden auch leider noch geschehen...)

In unserem Land geht etwas vor sich. Nicht nur ich spüre das, auch Sey, Tsaro, Ne'wey, Sey'syu und die anderen bemerken die Veränderungen. Sogar Maytame fallen Dinge auf, nach denen sie mich hin und wieder fragt. Hatten Txällän (Dallan) und Neo, worüber wir alle uns natürlich sehr freuen und den beiden gegenüber dies auch mehrmals schon zum Ausdruck gebracht haben, dafür gesorgt, dass diese metallenen Röhren nun endlich verschwunden sind, tauchen nun mehr und mehr neue Probleme auf. Der Clan, so kommt es mir manchmal vor, ist trotz seiner Verbundenheit oft zerteilt...

Montag, 24. März 2014

Trr alahe / Ein anderer Tag

Sìpängkxo a'a'aw olo'hu.
(Gespräche mit dem Clan.)

Aus einem traumlosen Schlaf erwacht, dachte ich an die vergangenen Vorkommnisse am Sawtutelager (Menschenlager). Mein Ärger war nicht verflogen. Ich hatte das Gefühl, diesem Luft machen zu müssen. Am Ufer, wo mein Boot noch immer lag, sollte ich die Gelegenheit dazu bekommen.

Sey und Tsaro berieten darüber, wie man Neo für seine Hilfe danken könnte. Mir brannten allerdings meine Vorwürfe und Fragen auf den Lippen. Alles sprudelte hervor. Wie schäbig sich Txällän verhalten hat. Wie wenig Überzeugend Sey aus meiner Sicht handelte. Natürlich tat es mir sofort leid, Sey so respektlos mit den Vorwürfen lauthals überhäuft zu haben. Auch dies gab ich meinem Olo’Eyktan (Clanführer) zu verstehen. Und Sey wäre nicht unser Eyktan (Clanführer), wenn er nicht auch für diese Situation die richtigen Wege und Worte gefunden hätte. Und das letzte Wort zu Txälläns Verhalten und zu diesem fremden ketuwong (Alien) sei noch nicht gesprochen ...


Ultxa hek / Merkwürdige Begegnung

Tawtute amip. Por fko syaw Tspìkì.
(Der neue Mensch.  Man nennt ihn Spike.)

Woher aber kam dieser Tawtute (Himmelsmensch) plötzlich?   Verstand ich richtig? Die Maguyuk brachten ihn mit?  Hat er meinen Clan schon lange beobachtet?  Wieso hat dies keiner bemerkt?  Was ging hier vor im Tal seit ich weg war? 
Ich legte meinen Bogen an. Eine Bewegung von diesem da…!  Dieser Fremde war voll bewaffnet. Redete mit Txällän. Kxirya, Tsaro, wir alle waren bereit den Tawtute auszuschalten. Doch Txällän reagierte überhaupt nicht auf unsere Anweisungen. 

Sìlen sì yayayr / Ereignisse und Verwirrung

Sìkangkem lehrrap.
(Gefährliche Arbeiten.)

Lange war ich fort und nun bin ich zurück. Zu Hause. Nicht weiser vielleicht, aber doch ein Stück gewachsen.
Ich war sehr aufgeregt, erkannte ich doch endlich die Küstenlinie unseres Tals. Da war die Bucht wo der Fluss zum kleinen See führen würde und lenkte das Boot genau dort hin. Ich rief nach Tutean, meinem Ikran. Er war ganz in der Nähe und paddelte dann den Fluss hinauf. Es war ungewöhnlich still im Wald. Griffbereit lag mein Bogen auf dem Boden des Bootes. 

Sonntag, 23. März 2014

Meine Reise / Tìsop oeyä


Sop oe kelutralne olo'ö oeyä
(Ich reise zum Kelutral meines Clans.)
Der Aufbruch fiel mir nicht leicht, doch vorgezeichnet durch Eywa, musste ich diesen Weg nehmen. Gehe die 'alten' Pfade mit 'neuen' Füßen war ihre Botschaft. Meine erste Station war das Tal der Tipani. Unausweichlich. Ich musste Antan’rey begegnen. Eine Begegnung der Erkenntnis. Wir sprachen und seine Worte waren klar wie das Wasser der Quellen in den Bergen meiner alten Heimat. Und doch warm und vertraut. Gefasst, wie immer. Und ich? Ich stand da, vor ihm, wie ein Kind. Tief Violett bis in die Zehenspitzen, hilflos stammelnd. Wie früher als er mein Lehrer war und ich ihn als Mann erkannte. Mein Weg würde ein anderer sein als der seine, auch wenn unsere Herzen noch immer den gleichen Takt schlugen. Ich begriff, ein Olo‘Eyktan (Clanführer) nicht nur der Weisheit, sondern ein Olo’Eyktan (Clanführer) der Selbstlosigkeit und Wahrhaftigkeit. Er ließ mich gehen und er tat es für mich. Und wenn dies ist, was Liebe heißt, ist es noch viel größer als das, was ich ahne, das es gibt zwischen Mann und Frau. Etwas von mir ließ ich los und es blieb bei den Tipani, bei Atan’rey. Ich fühlte den Wald und den Wind anders auf einmal. Ich war tief betrübt und fühlte mich doch seltsam leicht und befreit.

Donnerstag, 20. März 2014

Sempul tamerkup / Vater ist gestorben

Stamawm oel mokrit sneyä a way sami tìrol.
(Ich hörte seine Stimme, die ein Lied sang)

Bereits als ich erwache spüre ich dieses Gefühl des Verbundenseins, der Geborgenheit und der Wärme in mir. Erst, als ich meine Augen aufschlage, wird mir bewusst, dass ich die ganze Nacht über hier an diesem utralä aymokri (Stimmenbaum) gesessen habe und dass ich auch, während ich schlief, mit diesem verbunden war und dies immer noch bin. Es ist ein so wunderschönes Gefühl. In diesem Moment weiß ich, dass ich dies einmal wiederholen werde. Sey ist offensichtlich bereits vor mir aufgewacht, denn er ist nicht mehr hier. Daher genieße ich diesen Moment, trenne meine Verbindung noch nicht von dem Baum und lausche den immer noch andauernden, zwar gedämpften, aber dennoch deshalb nicht weniger interessanten und weichen Geräuschen und Stimmen, die ich durch meinen Zopf empfange.

Dienstag, 18. März 2014

Stxonga ayaungia / Merkwürdige Zeichen

Tse'a oel atanit astxong vitra utralro.
Tsatsun srung sivi Sey oer fwa kame tsat srak?
(Ich sehe ein merkwürdiges Licht am Baum der Seelen. Wird Sey mir vielleicht helfen können, es zu verstehen?)

Ein Traum lässt mich erwachen. Es ist ein sehr beängstigender Traum, der in mir Verwirrung und Besorgnis auslöst, denn ich sehe dieses Rudel Nantangs (Natterwölfe) und wie es nach Beute suchend und witternd in unserem Lager herum schleicht. Neos Berichte und Tsaros Wunden haben mich offenbar doch tiefer getroffen, als ich es selber eingeschätzt hätte. Ob sie alle sehr krank sind?  Was, wenn sie wirklich bis hierher kommen?  Was wenn sie uns in der Nacht überraschen und angreifen?  "Maytame!" hallt, der Klang meiner Stimme an den Wänden unserer Höhle wieder.  Sie wäre ihnen hilflos ausgeliefert und selbst, wenn wir alle sofort aufwachen würden, würde sie sehr wahrscheinlich schwere Verletzungen davon tragen. Wir aber müssten diese Tiere töten oder zumindest verwunden, um sie in die Flucht zu schlagen...

Montag, 17. März 2014

Neo sì Txällän / Neo und Dallan

Pay lehrrap nìtxan!
(Sehr gefährliches Wasser!)

Hatte Tsaro uns erst kürzlich und zu unserem Schrecken  davon berrichtet, dass das Wasser der Flüsse und des Sees nicht trinkbar ist, bestätigte dieser Forscher namens Neo dies uns noch einmal in aller Deutlichkeit. Er kam zu uns, um unser Wasser zu testen und seine Worte waren alles andere als ermutigend, auch wenn er mit den Worten schloss: "Ma frapo, pay ta 'awm ayngyä ke lehrrap lu." ("Das Wasser aus Eurem Lager ist ungefährlich.")  Er berichtete uns sehr ausführlich darüber, dass, offenbar ausgelöst durch diese metallenen Röhren, das Wasser der Flüsse und unseres Sees verseucht. Weiter führte er aus, dass die Quellen, die unsere Wasserfälle versorgen, nicht davon betroffen sind. Nun ist wieder  Unruhe in unserem Clan und auch bei den Maguyuk dreht sich alles um das Thema Wasser.

Mittwoch, 12. März 2014

Ioi amip Maytameyä / Maytames neuer Schmuck

Hì'ia iìsop ne Iknimaya.
(Eine kleine Reise zu den Iknimayabergen.)

Während die eine Sonne schräg vor mir in den weiten Ozean zu stürzen Scheint und glitzernde Wellen ihr orange gelbes Licht wiederspiegeln, geht hinter mir am Horizont die zweite langsam auf. Glutrote Lichtstrahlen fallen durch die Wipfel der Bäume auf unser Land, als ich heute lautlos die Höhle verlasse. Es ist noch sehr früh und alle schlafen noch, als ich mich zum See hinunter schleiche, um nach Ya'rrì (Kxìryas Ikran) zu rufen. Eine Idee und ein Versprechen treiben mich voran. Ich hatte Maytame zugesichert, dass ich versuchen werde, ihr einige der ganz seltenen violett und rot gemusterten Federn zu besorgen, die ich für meinen feierlichen Armschmuck benutzt hatte.

Sonntag, 9. März 2014

Hey amip / Neue Gesichter

Mipa sìn taluna olo' ayoeyä tsawl slu.
(Neue Aufgaben, denn unser Clan wächst.)

An manchem der vergangenen Tage wache ich morgens auf und fühle mich leer und irgendwie abgespannt und beinahe jeden Tag wird mir auch bewusster, weshalb dies so ist. So auch gerade wieder. Es ist noch dunkel und die entfernten Stimmen der Nachttiere werden durch den langsam anbrechenden Tag durch die Stimmen der tagaktiven Tiere abgelöst. Ich höre Maytame auf dem Platz neben mir leise schnurren. Sie scheint etwas zu träumen. Das noch schwach in unsere Höhle einfallende Licht lässt nur wenige Einzelheiten erkennen, aber ich höre einige von uns deutlich atmen. Ein Gedanke an diesen tawtute (Himmelsmenschen), den Tsaro zu uns brachte und der sich Neo nennt, kommt mir in den Sinn. Wird er uns helfen können, diese metallenen Gebilde, die aus dem Feuerberg heraus ragen und weit über dem Meer im Himmel verschwinden zu scheinen, zu beseitigen?

Txällän und er haben sich beraten, da sie die Technik der Menschen am besten verstehen. Ich glaube nicht nur ich bin froh darüber, dass die beiden sich nicht gleich bei ihrer ersten Begegnung bekämpft haben. Neo scheint ein sehr großes Interesse an unserem Volk zu haben, doch obwohl er uns sehr respektvoll und freundlich gegenüber tritt, bin ich immer noch etwas skeptisch. Ob sich dies in Zukunft verändern wird, kann ich noch nicht vorhersagen. Auf alle Fälle scheinen ihm alle dankbar dafür zu sein, dass er die Reise über das Meer auf sich nimmt, um zu sehen, wohin diese, wie er es nennt, Versorgungsleitung, führt und was es damit auf sich hat, dass sie in den Feuerberg und die Menschensiedlung hinein führt.